Niemandem ist eine Farbfehlsichtigkeit äußerlich anzusehen. Da Farbfehlsichtigkeiten unterschiedlich stark ausgeprägt sind, wissen manche Menschen bis zu einem entsprechenden Testergebnis gar nicht, dass sie diesen genetischen Defekt haben. Dennoch sind Farbfehlsichtigkeiten häufiger als vermutet.
Weltweit sind etwa 8 % der Männer und 0,5 % der Frauen betroffen. Am häufigsten sind die vier Arten der Farbfehlsichtigkeit, die unter dem Begriff Rot-Grün-Schwäche beziehungsweise Rot-Grün-Blindheit zusammengefasst werden. Deutlich seltener sind Blauschwäche, Blaublindheit, Monochromasie und Achromasie. Neben der geschlechtsspezifischen gibt es auch eine regionale Ungleichverteilung. In Asien sind die Fallzahlen um etwa ein Viertel niedriger als in Europa, in Afrika sogar um die Hälfte.
Häufigkeit der verschiedenen Farbfehlsichtigkeiten
Farbfehlsichtigkeiten sind nahezu immer genetisch bedingt. Da sich die Genpools weltweit unterscheiden, wirkt sich dies auf die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Farbfehlsichtigkeit aus. Es gibt keine eigene weltweite Untersuchung auf die Häufigkeit von Farbfehlsichtigkeiten, aber sehr viele regional und sozial begrenzte Versuchsreihen. Die ersten bekannten wissenschaftlichen Versuchsreihen wurden in den 1920er Jahren sowohl in Asien als auch in Europa durchgeführt. Einen guten Überblick über die Studienlage liefert die Veröffentlichung „Worldwide prevalence of red-green color deficiency“ [1] , welche die Zahlen auch statistisch bewertet.
Am häufigsten sind die Farbfehlsichtigkeiten, die auch als Rot-Grün-Schwäche oder Rot-Grün-Blindheit bezeichnet werden: Deuteranomalie, Deuteranopie, Protanomalie und Protanopie (Grünschwäche, Grünblindheit, Rotschwäche und Rotblindheit). Diese sind in erster Linie vom genetischen Geschlecht abhängig, während die anderen Farbfehlsichtigkeiten nahezu gleich häufig bei Männern und Frauen auftreten. Insgesamt sind ca. 8 % der Männer und 0,5 % der Frauen betroffen. Von den vier genannten Farbfehlsichtigkeiten bei Männern ist wiederum Grünschwäche mit ca. 5 % am häufigsten. Grünblindheit, Rotschwäche und Rotblindheit halten sich mit jeweils ca. 1 % die Waage. Bei den Frauen ist die statistische Auswertung aufgrund der geringen Anzahl weniger genau, aber auch hier machen die Deuteranomalien mit ca. 0,44 % den größten Anteil aus. Es folgen die Protanomalien mit 0,04 %. Auch hier halten sich Deuteranopien und Protanopien mit jeweils 0,01 % die Waage.
Deutlich seltener sind Tritanomalie und Tritanopie (Blauschwäche und Blaublindheit). Außerdem liegen diese nicht auf den Geschlechtschromosomen und haben daher nicht die starke Häufung beim männlichen Geschlecht, dem die Möglichkeit der Kompensation fehlt. Darüber hinaus hat eine reine Blauschwäche wegen der geringeren Überlappung der Empfindlichkeitsbereiche mit dem nächsten Farbzapfen (Grünzapfen/M-Zapfen) nur eine geringe Auswirkung auf das Farbsehen und muss dementsprechend stark ausgeprägt sein, um überhaupt aufzufallen. Die Blauschwäche liegt unter 0,001 % [2] . Die Blaublindheit dagegen wirkt sich deutlich auf das Farbsehen aus, ist aber dennoch mit 0,0048 % [3] bis 0,008 % [2] sehr selten.
Noch seltener ist die Monochromasie, d.h. Farbsinnstörungen mit nur einem funktionsfähigen Zapfentyp. Hier liegt die Häufigkeit bei unter 0,001 % aller Menschen. Noch etwas häufiger ist die vollständige Farbenblindheit, die Achromasie. Hier sind etwa 0,003 % der Bevölkerung betroffen. [4]
Weltweite Verteilung von Farbsinnstörungen
Wie schon eingangs erwähnt, sind die Häufigkeiten für Farbfehlsichtigkeiten vom Genpool abhängig. Vor allem für die am häufigsten vorkommenden Farbsinnstörungen Deuteranomalie, Deuteranopie, Protanomalie und Protanopie und für männliche Bevölkerungsgruppen liegen zahlreiche Studien vor, aus denen sich vor allem regionale Unterschiede gut ableiten lassen. Während in einigen europäischen Ländern über 9 % der männlichen Bevölkerung betroffen sind, sind es in Asien nur 6 % und in Afrika nur 4 %. [1]
Fazit
Mit mehr als 4 % der Bevölkerung, die betroffen ist – also etwa jedem 22. Menschen – sind Farbfehlsichtigkeiten deutlich häufiger als viele denken. Das bedeutet:
In Relation zur Einwohnerzahl Deutschlands sind die Einwohner Berlins und Potsdams betroffen
In der EU ist das mehr als die Einwohnerzahl der Niederlande
In jeder Schulklasse hat wahrscheinlich mindestens ein Kind eine Farbsehschwäche oder Farbenblindheit
In jeder Herren-Fußballmannschaft sitzt mindestens ein farbfehlsichtiger Mann zumindest auf der Ersatzbank