Bei vielen Kindern wird die Farbsehschwäche erst im Grundschulalter oder später entdeckt. Daher ist es wichtig, dass Lehrer:innen ein Bewusstsein für die Thematik entwickeln. Besonders wenn man bedenkt, dass jeder 12. Junge und jedes 200. Mädchen betroffen ist. Auch auf weiterführenden Schulen, in der Ausbildung oder im Studium gibt es viele Berührungspunkte mit Farbsehschwächen.
In der Schule treten verschiedene Situationen auf. Für viele ist da der Kunstunterricht naheliegend. Landschaftsbilder, in denen der Rasen braun gemalt wird oder das Selbstbildnis, wo die roten Haare grün werden. Ebenso allgemeine Schwierigkeiten mit der Zuordnung und dem Erkennen von Farben.
Probleme in jedem Fach möglich
Die Probleme sind aber noch vielfältiger und können fächerübergreifend auftreten. In jedem Fach wird die Tafel benutzt: Ganz klassisch kennt man die grüne Tafel und darauf die weiße Kreideschrift. Die Kombination ist soweit unproblematisch. Was ist aber nun, wenn in Sprach-Fächern Fälle dekliniert werden und die Endungen verdeutlicht werden sollen? Oder mathematische Methoden hergeleitet werden oder verschiedene Aspekte miteinander verglichen. Oft geschieht dies durch farbliche Hervorhebung an der Tafel.
Rot auf Grün ist für Rot-Grün-Schwache problematisch, aber auch andere Farbkombinationen können schwierig sein. Lehrer:innen sollten verschiedene Farben mit Bedacht einsetzen und immer an genug Kontrast zwischen der weißen Schrift, dem grünen Hintergrund und der farbigen Kreide denken. Rot scheidet wegen des geringen Kontrats zu grün aus. Dunkle Töne bieten zu wenig Kontrast zum Hintergrund.
Glücklicherweise hält die Digitalisierung in Schulen immer mehr Einzug und die gute alte Tafel wird gegen moderne Whiteboards ersetzt. Hier sollte zumindest der grüne Hintergrund als Problem keine Rolle mehr spielen. Schwierigkeiten können hier allerdings weiterhin auftreten. Grün und Rot sollten als Vergleichsfarben generell ausscheiden und rote Texte nicht auf einem grünen Hintergrund erscheinen.
Verlage für Schul- und Fachbücher sind ebenfalls gefordert
Selbst wenn ein Lehrer oder eine Lehrerin so gut es geht auf die Befindlichkeiten Farbfehlsichtiger Rücksicht nimmt, kann das Unterrichtsmaterial trotzdem zu Problemen führen. In Schulbüchern sind zum Beispiel die Artikel immer noch in den Farben Rot, Grün und Blau definiert.
Eine Aufgabe lautet z.B., Wörter ihrem jeweiligen Artikel in entsprechender Farbe zuzuordnen. Gefunden in einem Arbeitsheft für die Grundschule im Fach Deutsch.
Solche Beispiele lassen sich fächerübergreifend finden: Atlanten mit Karten, Mathe-Bücher, in denen Herleitungen mit Farben erklärt werden oder die bereits erwähnten Sprachen. Ebenso Graphen und Diagramme in Fächern wir Politik, Wirtschaft oder Geographie.