Knapp 10% der Bevölkerung leidet unter einer Farbsinnstörung. Dies kann von einer Farbsehschwäche, wie der Rot-Grün-Schwäche bis hin zu kompletter Farbenblindheit reichen. Mit dem Start von farbsehschwaeche.de möchten wir eine Plattform schaffen, die über unsere Erbkrankheit informiert, das Bewusstsein in der Öffentlichkeit stärkt und sich für Betroffene einsetzt.
Bereits im Kindesalter fiel den Eltern von Markus Stahmann auf, dass mit dem Sohn etwas nicht stimmte: Anstelle eines großen Farbspektrums erkannte er im Regenbogen lediglich zwei Farben. Ein Besuch beim Augenarzt verschafft schließlich Klarheit: Der Junge leidet an einer Rot-Grün-Schwäche.
In den kommenden Jahren holt ihn die Krankheit hin und wieder ein. Es wird mehr oder weniger Verständnis für seine Probleme gezeigt. In der Regel aber glaubt er, dass die Farbsehschwäche ihn nicht großartig behindert.
Probleme beim Fußballschauen am Fernseher
Im Jahr 2021 holen ihn die Erfahrungen aber wieder ein: Bedingt durch die Corona-Pandemie kann er die Spiele seines favorisierten SV Werder Bremen nur von der heimischen Couch aus verfolgen. Er erkennt vermehrt wieder ein häufiges Problem: Die Mannschaften lassen sich nicht oder nur schwer auseinanderhalten, wenn Gäste in Rot gegen den in grünen Trikots auflaufenden SV Werder spielen.
Markus sucht die Öffentlichkeit, teilt auf Twitter seine Leiden und wendet sich per E-Mail an die Vereine. Die Reaktion: Vertrösten oder keine Antwort. Besonders als in seiner Ostkurve ein großes Banner mit den Lettern "Inklusion" prangt, ist der Ehrgeiz des Dauerkarteninhabers gepackt. Er will es nicht mehr dabei belassen und verstärkt die Offensive. Ein erster Erfolg: Ein Interview nebst ausführlichem Artikel auf t-online.
In Folge dessen steigt immer mehr die Erkenntnis, dass die Beeinträchtigung auch im Alltag, größer ist, als es ihm bislang bewusst war.
Ähnlicher Ansatz, weniger Erfolg
Ähnlich geht es auch Jan Spiegelberg: Er leidet ebenfalls unter eine Rot-Grün-Schwäche, die ihn bei Spielen von Union Berlin vor Probleme stellt. Auch Jan sucht durch Leserbriefe bei Redaktionen und Magazinen die Öffentlichkeit - auch mit wenig Erfolg.
Letztlich wird er über den Artikel auf Markus aufmerksam und sucht den Kontakt. Schnell ist den beiden klar, dass das Problem nicht nur den Fußball betrifft, sondern auch den Alltag. Egal ob der Spurassistent im Auto, die Supermarktkasse oder Hinweisschilder für den richtigen oder falschen Weg. Überall weisen Farben den Weg: Für die beiden und jeden 12. weiteren Mann oder 200. Frau ein Problem.
Es beginnt die Überlegung, eine breite Öffentlichkeit anzusprechen, auf das Problem hinzuweisen und zu informieren. Die Geburtsstunde von farbsehschwaeche.de
Farbsehschwaeche.de als Informationsplattform
Auf Farbsehschwaeche.de soll zum einen über die Hintergründe der Erkrankung informiert werden. Den Fokus sehen die beiden klar bei den Informationen und Erfahrungen als Betroffene. So soll eine Plattform entstehen, wo Menschen, die ebenfalls unter einer Farbsehschwäche oder Farbenblindheit leiden, sich vernetzen und von Problemen und guten Lösungen berichten können.
Auch indirekt Betroffene wie Partner, Freunde, Kollegen oder Lehrer können sich hier über Farbsinnstörungen informieren und Empfehlungen erhalten, wie sie Betroffenen helfen können.
Interessenverband als Basis
Parallel wurde der Interessenverband der Farbsehschwachen und Farbenblinden (IFFarb) gegründet. Der IFFarb setzt er sich für die Belange Betroffener ein und tritt gegenüber Dritten auf.
Unterstützung möglich und erwünscht
Wer möchte, kann uns gern vielfältig unterstützen: Sei es als Mitglied oder Sponsor im Verband oder auch, als Redakteur und Autor auf unserer Website oder unseren weiteren Kanälen. Informationen dazu finden sich hier.